Darmkrebs-Screening: Methoden zur Früherkennung
Bis Ende April 2016 hätte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Rahmenbedingungen für ein neues Darmkrebs-Screening umsetzen sollen, so der Auftrag des Gesetzgebers. Die Frist ist längst verstrichen, aber nicht alles geschafft. Nun wird der G-BA wohl Neufassungen der entsprechenden Richtlinien beschließen, heißt es in der Tagesordnung für die Öffentliche Sitzung am 19.07.2018 [1].
Darmkrebs ist bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung (nach Brustkrebs) und bei Männern die dritthäufigste Tumorerkrankung (nach Lungenkrebs und Prostatakrebs) [2]: Schätzungsweise 26 von 1000 Frauen und 32 von 1000 Männern sterben daran [3]. Es könnten weniger sein – wenn mehr Menschen am Früherkennungsprogramm teilnehmen würden. Doch nicht alle Berechtigten wissen, dass sie am Screening teilnehmen können. Oder sie können den Sinn nicht erkennen. Oder sie fühlen sich nicht ausreichend über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Diagnosemethoden beraten. Unter anderem deswegen wurde im April 2013 gesetzlich verankert [4], dass es zukünftig ein „organisiertes Darmkrebsscreening“ für gesetzlich Krankenversicherte gibt. Dazu wird auch ein sogenanntes Einladungsverfahren gehören: Alle Berechtigten sollen von ihrer Krankenkasse schriftlich ein Einladungsschreiben und ein Merkblatt [4] [5] erhalten – um dann eine informierte Entscheidung zu treffen für die eine oder andere Screeningmethode oder gegen jegliche Früherkennungsmaßnahmen. So ähnlich wird es bereits mit dem Mammographie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs gehandhabt.
Dieses Fact Sheet bietet einen Überblick über die verschiedenen Methoden der Darmkrebs-Früherkennung und liefert damit Hintergrund zur Entscheidung im G-BA.
Das Fact Sheet können Sie hier auch als PDF herunterladen.
[3] [4] [5] [19]
Von 1000 | Von 1000 | Von 1000 | Von 1000 | ||
OHNE | Erkranken in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs | 8 | 14 | 7 | 18 |
Sterben an Darmkrebs | 2 | 5 | 2 | 6 | |
Haben eine behandlungsbedürftige Komplikation | 0 | 0 | 0 | 0 | |
MIT | Erkranken in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs | 3 bis 7 | 4 bis 11 | 2 bis 6 | 5 bis 15 |
Sterben an Darmkrebs | 1 | 2 bis 4 | 1 | 2 bis 4 | |
Haben eine behandlungsbedürftige Komplikation | 1 | 2 | 2 | 3 |
[3] [4] [5] [19] [23] [24]
Von 1000 | Von 1000 | Von 1000 | Von 1000 | ||
OHNE | Sterben in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs | 1 | 3 | 2 | 6 |
MIT | Sterben in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs | 0 bis 1 | 2 bis 3 | 1 bis 2 | 5 |
[3] [4] [5]
[19]
Person krank | Person nicht krank | Summe | |
Test positiv | A | B | A + B |
Test negativ | C | D | C + D |
Summe | A + | B + D | A + B + C + D |
[1] Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Kommentierte Tagesordnung für die Öffentliche Sitzung des Gemeinsamen Bundesausschusses am 19.07.2018.
[2] Zentrum für Krebsregisterdaten: Darmkrebs. Stand: 06.12.2017.
[3] gesundheitsinformation.de: Darmkrebs. Stand: 21.03.2018.
[4] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Darmkrebs-Früherkennung. Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung. Eine Entscheidungshilfe für Frauen ab 50 Jahren. Stand: Oktober 2016.
[5] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Darmkrebs-Früherkennung. Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung. Eine Eine Entscheidungshilfe für Männer ab 50 Jahren. Stand: Oktober 2016.
[6] Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e.V. (GEKID) und des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) (2017): Krebs in Deutschland für 2013/2014. Kapitel Darm.
[7] Krebsinformationsdienst: Dick- und Enddarmkrebs – eine Einführung: Anatomie, Entstehung, Häufigkeit. Stand: 21.02.2018.
[8] Krebsinformationsdienst: Darmkrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung. Stand: 21.02.2018.
[9] International Agency for Research on Cancer (IARC) (2015): IARC Monographs evaluate consumption of red meat and processed meat. Pressemitteilung vom 26.10.2015.
[10] Bouvard V et al. (2015): Carcinogenicity of consumption of red and processed meat. Lancet Oncol;16(16):1599-600. DOI: 10.1016/S1470-2045(15)00444-1.
[11] Krebsinformationsdienst: Darmkrebs: Symptome und Warnzeichen. Stand: 21.02.2018.
[12] Krebsinformationsdienst: Behandlungsmöglichkeiten bei Darmkrebs: Ein Überblick. Stand: 21.02.2018.
[13] Leitlinienprogramm Onkologie (2014): Darmkrebs im frühen Stadium. Ein Ratgeber für Patienten und Patienten. Patientenleitlinie.
[14] Leitlinienprogramm Onkologie (2014): Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Ein Ratgeber für Patienten und Patienten. Patientenleitlinie.
[15] Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Kolorektales Karzinom. Leitlinien-Detailansicht. Stand: 30.11.2017
[16] Deutscher Bundestag: Gesetz zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und zur Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister (Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz, KFRG) vom 03.04.2013.
[17] Gemeinsamer Bundesausschuss: Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie / KFE-RL), zuletzt geändert am 20.07.2017, in Kraft getreten am 08.11.2017.
[18] Krebsinformationsdienst: Das gesetzliche Früherkennungsprogramm in Deutschland. Stand: 16.09.2015.
[19] Krebsinformationsdienst: Darmkrebs: Früherkennung mit Stuhltest und Darmspiegelung. Stand: 21.02.2018.
[20] European Colorectal Cancer Screening Guidelines Working Group (2013): European guidelines for quality assurance in colorectal cancer screening and diagnosis: Overview and introduction to the full Supplement publication. Endoscopy; 45(1): 51–59. DOI: 10.1055/s-0032-1325997.
[21] Leitlinienprogramm Onkologie (2015): Früherkennung von Darmkrebs. Gesundheitsleitlinie.
[22] Altenhofen L (2016): Projekt Wissenschaftliche Begleitung von Früherkennungs-Koloskopien in Deutschland. Berichtszeitraum 2014. 12. Jahresbericht, Version 2, im Auftrag des GKV-Spitzenverbands und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
[23] Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Krebsfrüherkennungs-Richtlinie: Bewertung eines iFOBT-basierten Darmkrebsscreenings im Vergleich zu einem gFOBT-basierten Darmkrebsscreening. Beschluss vom 21.04.2016, in Kraft getreten am 01.01.2017.
[24] Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Darmkrebs-Screening wird auf neuem Testverfahren basieren. Pressemitteilung vom 21.04.2016.
[25] Gies A et al. (2018): Direct Comparison of Diagnostic Performance of 9 Quantitative Fecal Immunochemical Tests for Colorectal Cancer Screening. Gastroenterology; 154(1):93-104. DOI: 10.1053/j.gastro.2017.09.018.
[26] Brenner H et al. (2017): Selecting a Cut-off for Colorectal Cancer Screening With a Fecal Immunochemical Test. Clin Transl Gastroenterol; 8(8):e111. DOI: 10.1038/ctg.2017.37. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5587839
[27] Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Einleitung des Beratungsverfahrens: Einführung eines organisierten Darmkrebsscreenings. Beschluss vom 20.11.2014.
[28] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Projekt [P15-01] Einladungsschreiben und Entscheidungshilfe zum Darmkrebs-Screening.
[29] Medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Berufsverbände und weitere Organisationen: Gemeinsames Konzept zur Umsetzung des organisierten Darmkrebsscreenings durch den G-BA.
Krebsinformationsdienst: Mehr wissen zum Thema Darmkrebs Adressen, Links, Broschüren, Fachliteratur.
Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland: Darmkrebs-Früherkennung.
Benson VS et al. (2012): Toward standardizing and reporting colorectal cancer screening indicators on an international level: The International Colorectal Cancer Screening Network. Int J Cancer;130(12):2961-73. DOI: 10.1002/ijc.26310.
Tinmouth J et al. (2015): Faecal immunochemical tests versus guaiac faecal occult blood tests: what clinicians and colorectal cancer screening programme organisers need to know. Gut;64(8):1327-37. DOI: 10.1136/gutjnl-2014-308074.
van der Vlugt M et al. (2017): Interval Colorectal Cancer Incidence Among Subjects Undergoing Multiple Rounds of Fecal Immunochemical Testing. Gastroenterology;153(2):439-447.e2. DOI: 10.1053/j.gastro.2017.05.004.