Die nächste Generation der Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 – Woran arbeiten Hersteller und Forschende?
Wie könnten Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 auch gegen künftige Virusvarianten wirksam bleiben? Das ist eine hochrelevante Frage, der sich Forschende, Pharmafirmen und Zulassungsbehörden derzeit stellen. Hoch wirksame und nach Aussagen der Zulassungsbehörden bisher sichere Impfstoffe helfen derzeit schwere Krankheitsverläufe und Sterbefälle von COVID-19 zu verhindern und dämmen die Ausbreitung der Pandemie ein. Ersten Berichten zufolge sinken in Israel seit Anfang Februar die Fallzahlen bei den über 60-jährigen Geimpften dramatisch – dort startete bereits im Dezember 2020 eine ambitionierte Impfkampagne, mit der die Bevölkerung stufenweise mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 von der Pharmakooperation BioNTech/Pfizer geimpft wird [I].
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Das SMC hat die Expertin und die Experten am Ende des Press Briefings um kurze Abschlussstatements gebeten, die wir Ihnen nachfolgend zur Verfügung stellen möchten.
Vorstandsvorsitzender BioNTech, Mainz
„Das Wichtigste ist, dass wir zunächst ausreichend Impfstoffe liefern, damit alle bis zum Ende des Sommers mit den verschiedenen Impfstoffen geimpft werden können. Natürlich machen wir uns Gedanken darüber, wie wir uns auf Veränderungen des Virus vorbereiten und wie wir den Impfstoff weiterentwickeln können.
Wenn man Impfstoffe weiterentwickeln möchte, muss man zudem verstehen, wie das Virus funktioniert, wie die Protektion stattfindet und, wie die Immunantwort bei Menschen, die trotz Impfung krank geworden sind, ausfällt. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, unseren Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren verfügbar zu machen. Unsere Schwangerenstudie ist angelaufen und wir möchten Sicherheitsdaten für alle möglichen Probanden bereitstellen. Wir möchten auch Studien in Immunsupprimierten durchführen, damit wir die Immunantworten verstehen und entsprechende Empfehlungen machen können.“
Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (PEI), Langen
„Das Thema ist, wie Herr Sahin sagt: Wir brauchen viel Impfstoff und wir brauchen gut wirksame Impfstoffe. Die jetzigen Impfstoffe schützen sehr gut vor COVID-19 – das ist der erste Schritt. Zweitens müssen wir uns auf neue Varianten einstellen. Nochmal zur Betonung: Die Risiken mit den jetzigen Impfstoffen sind sehr, sehr gering und am Rande dessen, was wir als Hintergrundinzidenzen haben, wenn es um schwerwiegende Nebenwirkungsmeldungen geht. Ansonsten sind die Impfstoffe unbedenklich und von sehr guter Sicherheit und Effektivität.“
Leiterin der Sektion Infektiologie am Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
„Zukunft ist ein ganz komisches Konzept in dieser Pandemie geworden, weil das Tempo, in der sich die Situation entwickelt, so unglaublich rasant ist. Man traut sich deswegen kaum, einen Blick in zwei Monate geschweige denn in das nächste Jahr zu werfen.
Wir müssen jetzt sehr engmaschig beobachten, was die Überwachung der neuen Varianten macht und wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln wird. Ich glaube, wenn es kein hohes Infektionsgeschehen gibt, dann gibt es auch weniger Mutationen. Damit können wir die Entstehung von neuen Mutationen bremsen und auch Impfstoffe werden hoffentlich einen Beitrag zu leisten. Dann müssen wir uns diesem Thema der neuen Mutationen vielleicht gar nicht so dramatisch stellen.
Damit das nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt so ist, müssen wir dafür sorgen, dass der Impfstoff auch außerhalb der Industrienationen verteilt wird. Sonst kommt das Problem wieder auf uns zu, weil sich neue Varianten dort entwickeln können und dann wieder eingetragen werden. Es spielen noch sehr viele Faktoren eine Rolle, bevor wir bewerten können, wie unser neues postpandemisches Leben mit SARS-CoV-2 aussehen wird. Dieses Jahr sind wir noch mittendrin, auch wenn wir im Herbst vielleicht eine andere Situation haben. Was jetzt die Routine wird, das können wir erst ab 2022 frühestens bewerten. Ich bin aber zuversichtlich, mit den Tools, die wir jetzt haben und dem, was jeder Einzelne beitragen kann, dass wir auf einem guten Weg aus der Pandemie sind und, dass wir in einem Jahr hoffentlich ganz anders über die Situation im Land sprechen werden können.“
Prof. Dr. Uğur Şahin ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender der Pharmafirma BioNtech mit Sitz in Mainz, die den aktuell international eingesetzten mRNA-Impfstoff BNT162b2 gegen SARS-CoV-2 entwickelt hat, und nimmt in dieser Funktion am Press Briefing teil.
Alle anderen: Keine Angaben erhalten.
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Israel Ministry of Health: Corona Dashbord.
[II] Wang Z et al. (2021): mRNA vaccine-elicited antibodies to SARS-CoV-2 and circulating variants. bioRxiv. DOI: 10.1101/2021.01.15.426911.
[III] Janssen (29.01.2021): Covid-19-Impfstoffkandidat: Zwischenergebnisse der Phase-3-Studie. Pressemitteilung des Unternehmens.
[IV] Madhi SA et al. (2021): Safety and efficacy of the ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) Covid-19 vaccine against the B.1.351 variant in South Africa. medRxiv. DOI: 10.1101/2021.02.10.21251247.
[V] European Medical Agency (10.02.2021): EMA preparing guidance to tackle COVID-19 variants. Pressemitteilung der Behörde.
Prof. Dr. Uğur Şahin
Vorstandsvorsitzender BioNTech, Mainz
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
Prof. Dr. Uğur Şahin ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender der Pharmafirma BioNtech mit Sitz in Mainz, die den aktuell international eingesetzten mRNA-Impfstoff BNT162b2 gegen SARS-CoV-2 entwickelt hat, und nimmt in dieser Funktion am Press Briefing teil.
Prof. Dr. Klaus Cichutek
Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (PEI), Langen
Prof. Dr. Marylyn Addo
Leiterin der Sektion Infektiologie am Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)