Neue RSV-Prävention bei Kindern
Infektionen durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sind eine der häufigsten Ursachen für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle im frühen Kindesalter. Bei der Vorbeugung von Atemwegserkrankungen, die durch RSV ausgelöst werden, zeichnet sich nun ein bedeutender Fortschritt ab. Gleich mehrere Kandidaten für neue monoklonale Antikörper und Impfstoffe stehen kurz vor der Zulassung oder sind jüngst bereits zugelassen worden. Insbesondere für Säuglinge werden weitere Präventionsmöglichkeiten dringend erwartet. Als Präventivtherapie steht bisher lediglich ein monoklonaler Antikörper von Astrazeneca zur Verfügung (Handelsname Synagis). Er muss mehrfach gespritzt werden und ist auch nur für Risikokinder empfohlen [1] [2]. Einen Aktiv-Impfstoff gab es bislang nicht.
In diesem Fact Sheet werden die zwei vielversprechendsten neuen Präventionsangebote für Kinder näher betrachtet. Dabei handelt es sich um den jüngst zugelassenen monoklonalen Antikörper Beyfortus (Astrazeneca/Sanofi) und den Schwangeren-Impfstoff RSVpreF (Pfizer). Ein Entscheid der US-Arzneimittelbehörde FDA zu RSVpreF bei Schwangeren wird für August erwartet. Eine EU-Zulassung steht ebenfalls noch aus. Die aktive Impfung ist für Schwangere vorgesehen, die den Antikörperschutz im Mutterleib und später über das Stillen passiv an das Kind weitergeben [3].
Impfstoffe und monoklonale Antikörper sind Prophylaktika, unterscheiden sich jedoch in ihrer Funktionsweise: Während Impfstoffe das Immunsystem stimulieren, um eine spezifische Immunantwort gegen einen Erreger zu erzeugen, blockieren biomedizinisch hergestellte Antikörper direkt den Erreger. Monoklonale Antikörper sind meist teurer als Aktiv-Impfstoffe und vermitteln naturgemäß nur vorübergehenden Schutz. Pfizer und Astrazenca/Sanofi dringen darauf, ihre Arzneien schon vor der kommenden RSV-Saison auf den Markt bringen zu können.
Daneben stehen auch aussichtsreiche Kandidaten für eine Immunisierung von Erwachsenen bereit. So ist der Impfstoff von Pfizer auch für Ältere vorgesehen – und als solcher nun unter dem Handelsnamen Abrysvo in den USA zugelassen [4]. Die Firma Glaxo-Smith-Kline (GSK) hat ebenfalls einen derartigen Impfstoff entwickelt (Handelsname Arexvy). Er ist in den USA und der EU seit Kurzem zugelassen und soll bald verfügbar sein [5] [6].
Die Entwicklung einer RSV-Prophylaxe stockte über mehrere Jahrzehnte. Ein Misserfolg in den 60er-Jahren warf die gesamte Forschung zurück: Nach dem Vorbild des ersten Polio-Impfstoffs stellten Forschende einen experimentellen RSV-Impfstoff her, indem sie das Virus in einem Labor züchteten und es abtöteten. Tests an Kindern ergaben jedoch nicht nur eine unbefriedigende Schutzwirkung, bei geimpften Kindern mit anschließender RSV-Infektion kam es sogar zu schweren Verläufen mit zwei Todesfällen.
Dieses Fact Sheet kann hier als pdf heruntergeladen werden.
„Ärztlich behandelte Infektionen der unteren Atemwege und Krankenhausaufenthalte im Zusammenhang mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) bis 150 Tage nach der Injektion“
„Ärztlich behandelte schwere RSV-assoziierte Erkrankung der unteren Atemwege“
„Medizinisch betreute RSV-assoziierte Erkrankung der unteren Atemwege“
Mütter
Säuglinge
Frühgeburten
[1] Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (2018): S2k-Leitlinie zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern Aktualisierung 2017/2018.
[2] Europäische Arzneimittel-Agentur (2023): Produktinformation Synagis.
[3] Pfizer (01.11.2022): Pfizer Announces Positive Top-Line Data of Phase 3 Global Maternal Immunization Trial for its Bivalent Respiratory Syncytial Virus (RSV) Vaccine Candidate. Pressemitteilung.
[4] Pfizer (31.05.2023): U.S. FDA Approves ABRYSVO™, Pfizer’s Vaccine for the Prevention of Respiratory Syncytial Virus (RSV) in Older Adults. Pressemitteilung.
[5] U.S. Food & Drug Administration (03.05.2023): FDA Approves First Respiratory Syncytial Virus (RSV) Vaccine. Pressemitteilung.
[6] Europäische Arzneimittel-Agentur (26.04.2023): First vaccine to protect older adults from respiratory syncytial virus (RSV) infection. Pressemitteilung.
[7] Hammitt LL et al. (2023): Nirsevimab for Prevention of RSV in Healthy Late-Preterm and Term Infants. The New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMoa2110275.
[8] Europäische Arzneimittel-Agentur (2023): Produktinformation Beyfortus.
[9] Kampmann B et al. (2023): Bivalent Prefusion F Vaccine in Pregnancy to Prevent RSV Illness in Infants. The New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMoa2216480.
[10] Glaxo-Smith-Kline (22.02.2022): GSK provides further update on phase III RSV maternal vaccine candidate programme. Pressemitteilung.
[11] U.S. Food & Drug Administration (28.03.2023): RSVPreF Sponsor Briefing Document. Vaccines and related biological Advisory Commitee.
[12] Word Health Organization (10.05.2023): Preterm birth. Fact sheet.
[13] Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (10.08.2021): Bundesauswertung zum Erfassungsjahr 2020. Geburtshilfe. Qualitätsindikatoren und Kennzahlen.
[14] Merck (2023): Clesrovimab in Infants and Children at Increased Risk for Severe Respiratory Syncytial Virus Disease. Clinical Trial.
[15] Moderna (17.01.2023): Moderna Announces mRNA-1345 an Investigational Respiratory Syncytial-Virus-RSV-Vaccine Has Met Primary Efficacy Endpoints in Phase-3-Trial in Older Adults. Pressemitteilung.