Quantenkommunikation über kommerzielles Telekommunikationsnetz
Quantenkommunikation über 250 Kilometer langes, kommerzielles Telekommunikationsnetz etabliert
soll zukünftig abhörsichere und schnelle Kommunikation oder die Vernetzung von Quantencomputern ermöglichen
Experte: wichtiger Schritt auf dem Weg zu kommerziell nutzbarer Quantenkommunikation
Forschende haben laut eigener Aussage erstmals Quantenkommunikation über 250 Kilometer über etablieren können. Dazu haben sie eine Glasfaser-Verbindung genutzt, die auch kommerziell verwendet wird. Die Übertragung fand zwischen Datenzentren in Frankfurt am Main und Kehl statt. Zusätzlich wurde ein sogenannter Quantenrepeater am Standort Kirchfeld genutzt, der als Relais fungierte. Die Studie ist am 23.04.2025 im Fachjournal „Nature“ erschienen (siehe Primärquelle).
Professor für theoretische Physik, Arbeitsgruppenleiter Quanten-Vielteilchentheorie, Quanten-Informationstheorie und Quantenoptik, Dahlem Center for Complex Quantum Systems, Freie Universität Berlin
„Sicherheit in der Kommunikation ist in unserer modernen Welt unerlässlich – jede Textnachricht oder Nachricht an eine Bank ist verschlüsselt. Die typischerweise verwendeten Methoden basieren auf komplexitätstheoretischen Annahmen, die plausibel, aber letztlich unbewiesen sind. Quantennetzwerke bieten eine ganz neuartige Art der Sicherheit, die zumindest auf der Basis des quantenmechanischen Protokolls nicht zu knacken ist. Diese Idee ist nicht ganz neu und funktioniert auch schon in der Praxis: Die technische Herausforderung besteht darin, dies für beliebige Distanzen und multipartite Systeme zu erreichen. Verluste können nur mit hochkomplizierten Quanten-Repeaterschemata kompensiert werden. Solche Anwendungen sind für die Praxis und die kommerzielle Verwertung aber wichtig.“
„Hier setzt die vorliegende Arbeit an, mit wichtigen neuen Ergebnissen. Es werden von einem zentralen Knoten aus in einem sogenannten kohärenzbasierten Quantenprotokoll verschränkte Zustände präpariert und an Empfänger versendet. Auch wenn hier kein echter Quanten-Repeater realisiert ist, wird doch die Schranke, die repeaterlose direkte Kommunikation beschränkt, auch experimentell erheblich überschritten. Die Innovationen liegen vor allem auch in praktischen Aspekten. Die Detektion benötigt etwa keine aufwändige kryogene Kühlung. In dem Zwillingsfeld-kryptographischen Schema werden die Städte Frankfurt und Kehl über 254 Kilometer über herkömmliche Glasfaserkabel verbunden, mit respektablen Raten an sicheren Bits. Es sind solche Innovationen, die sichere Quantenkommunikation näher an die kommerzielle Verwertung bringen.“
„Ich habe keine Konflikte.“
Primärquelle
Pittaluga M et al. (2025): Long-distance coherent quantum communications in deployed telecom networks. Nature. DOI: 10.1038/s41586-025-08801-w.
Weiterführende Recherchequellen
Science Media Centre Spain (2025): Quantum messages successfully sent using commercial telecommunications network. Reactions. Stand: 23.04.2025.
Literaturstellen, die von den Expert:innen zitiert wurden
[1] Knaut CM et al. (2024): Entanglement of nanophotonic quantum memory nodes in a telecom network. Nature. DOI: 10.1038/s41586-024-07252-z.
[2] Thomas JM et al. (2024): Quantum teleportation coexisting with classical communications in optical fiber. Optica. DOI: 10.1364/OPTICA.540362.
Prof. Dr. Jens Eisert
Professor für theoretische Physik, Arbeitsgruppenleiter Quanten-Vielteilchentheorie, Quanten-Informationstheorie und Quantenoptik, Dahlem Center for Complex Quantum Systems, Freie Universität Berlin
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
„Ich habe keine Konflikte.“