Vor dem Klimagipfel in Baku: Was wird wichtig auf der COP29?
Am 11. November 2024 beginnt die 29. UN-Klimakonferenz COP29 in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan [I] [II]. Für zwei Wochen treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der fast 200 Vertragsstaaten der UN Klimarahmenkonvention, um erneut über die Umsetzung und Ausgestaltung des Pariser Klimavertrages zu verhandeln. Nach den vorangegangenen Gipfeln in Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten finden die Verhandlungen erneut in einem autoritär regierten Land statt [III]. Aserbaidschan rangiert zudem auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 164 von 180 [IV]. Interessant dürfte sein, welche Dynamiken die Verhandlungen in einem Land entwickeln, das 90 Prozent seiner Exporteinnahmen durch den Verkauf von Erdöl und Erdgas generiert und somit fast vollständig abhängig von fossilen Energieträgern ist [V].
Inhaltlich werden vor allem drei Themen die Verhandlungen dominieren. Zum einen die Klimafinanzierung. Das bisher geltende Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, mit denen die wohlhabenderen Staaten Entwicklungsländer unterstützen und das 2022 erstmals erreicht wurde, muss überarbeitet werden, da diese Verabredung 2025 ausläuft. Klar ist: der Betrag muss deutlich angehoben werden. Analysen weisen auf einen jährlichen Bedarf von bis zu 2.400 Milliarden US-Dollar hin [VI]. Zudem wird Artikel 6 des Pariser Abkommens wieder zu sehr technischen Diskussionen führen. In diesem Artikel werden die Leitplanken für die internationalen Kohlenstoffmärkte gezogen, auf denen Staaten Emissionsminderungen untereinander handeln können. Etwa, wenn ein Land Wälder anpflanzt und die Reduktionen auf die Emissionsbilanz eines anderen Landes übertragen werden. Und schließlich müssen die Vertragsstaaten bis Februar 2025 ihre aktualisierten nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) mit den Zielen für 2035 einreichen. Es kann daher gut sein, dass ambitioniertere Staaten ihre neuen NDCs auf der COP29 vorstellen, um so den politischen Druck auf andere zu erhöhen. Aktuell sind die Länder noch weit davon entfernt, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Laut aktueller Prognosen werden die globalen CO2-Emissionen im Jahr 2030 nur um 2,6 Prozent unter dem Stand von 2019 liegen [VII] – dennoch immerhin deutlicher als bei der Prognose aus dem vergangenen Jahr, die bei 2,0 lag [VIII]. Zur Erinnerung: 43 Prozent wären notwendig, um die Ziele des Pariser Vertrags in Reichweite zu halten [IX].
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Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] United Nations Climate Change: COP29, Baku. Offizielle Webseite des Klimagipfels.
[II] United Nations Climate Change: UN Conference Baku. Dokumente, Agenden, Zeitpläne des Klimagipfels.
[III] Economist Intelligence: Democray Index 2023.
[IV] Reporter ohne Grenzen: Aserbaidschan. Rangliste der Pressefreiheit. Abgerufen am 29.10.2024.
[V] Observatory of Economic Complexity (OEC) : Azerbaijan. Abgerufen am 29.10.2024.
[VI] Schwarze R et al (2024): Von Milliarden zu Billionen. Deutsches Klimakonsortrium DKK.
[VII] UNFCC (2024): Nationally determined contributions under the Paris Agreement.
[VIII] UNFCC (2023): Nationally determined contributions under the Paris Agreement.
[IX] IPCC (2022): Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.
Hanna Fekete
Mitbegründerin, New Climate Institute
Dr. Lambert Schneider
Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik, Abteilung Energie und Klimaschutz, Öko-Institut e.V., Berlin
Prof. Dr. Reimund Schwarze
Leiter AG Klimawandel und Extremereignisse, Department Ökonomie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Leipzig