Wie viel Strom könnte Deutschland 2030 verbrauchen?
Bundesregierung will offenbar das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und das Bundesbedarfsplangesetz für den Stromnetzausbau bis zum Jahresende überarbeiten
wichtigste Größe darin ist der bis 2030 zu erwartende Stromverbrauch, den die Bundeswirtschaftsministerin wahrscheinlich deutlich niedriger ansetzen wird als die Ampelregierung
Forschende: Bundesregierung sollte Ausbauziele, wenn überhaupt, vorsichtig reduzieren: 2030 wären zu wenig Erneuerbare und Stromnetze gravierender für Versorgungssicherheit und Kosten als zu viele
Im Januar 2020 veröffentlichte das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) eine Zahl, die die Energiepolitik bis heute bestimmt – und die derzeit für Streit sorgt: 748 Terawattstunden (TWh) [I]. So viel Strom werde Deutschland laut dem EWI im Jahr 2030 brutto verbrauchen. Die damalige Merkel-Regierung hatte in ihren Szenarien eher mit einem Wert etwas unter dem damals aktuellen Bruttostromverbrauch gerechnet, der 2018 bei etwa 593 TWh lag, [II] und die Ausbauziele für die Erneuerbaren entsprechend an diesem Wert ausgerichtet. Erst die Ampelregierung orientierte sich am Szenario des EWI und setzte als Richtwert für den Bruttostromverbrauch 2030 im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 750 TWh fest, den Erneuerbare zu 80 Prozent decken sollen [III]. Sie erleichterte unter anderem die Genehmigungen für Windenergieanlagen erheblich und konnte so den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen.
Der Strombedarf sank in den vergangenen Jahren jedoch, statt zu steigen. Seit etwa einem Jahr zeigen eine Reihe von Studien, dass die Marke von 750 TWh 2030 verfehlt werden dürfte. Das sorgte und sorgt für Diskussionen: Würden die Ausbauziele der Ampel erreicht, läge der Anteil der Erneuerbaren deutlich über 80 Prozent. Die Frage ist also, ob die Ausbauziele an einen niedrigeren Verbrauchswert angepasst werden müssten. Das EWI hatte daher von der aktuellen Bundesregierung zusammen mit dem Aachener Beratungsbüro BET den Auftrag erhalten, diese Studien auszuwerten und daraus eine mögliche Spannweite für den Stromverbrauch 2030 zu ermitteln. Diese Arbeit – das Energiewendemonitoring [IV] – wurde am 15.09.2025 veröffentlicht. Sie zeigt: Der Stromverbrauch dürfte in der Tat niedriger ausfallen als zunächst angenommen und zwischen 600 und 700 TWh liegen. Um das Ziel von 80 Prozent Erneuerbarer am Verbrauch zu erreichen, müssten Windenergie- und PV-Anlagen weiterhin schnell ausgebaut werden.
„Es bestehen keine Interessenkonflikte.“
„Es liegen auf meiner Seite keine Interessenkonflikte vor.“
Alle anderen: Keine Angaben erhalten
Weiterführende Recherchequellen
Science Media Center (2025): Energiewende-Monitoring: Welche Folgen ergeben sich für Erneuerbaren-Ausbau, Klimaschutz und Wirtschaft? Press Briefing. Stand: 15.09.2025.
Science Media Center (2025): Wie sollte die Regierung erneuerbare Energien in Zukunft fördern? Statements. Stand: 08.09.2025.
Science Media Center (2024): Wer soll die Energiewende steuern? Press Briefing. Stand: 06.08.2024.
Literaturstellen, die von den Expert:innen zitiert wurden
[1] Statistisches Bundesamt (07.08.2025): Produktion im Juni 2025: -1,9 % zum Vormonat. Pressemitteilung.
[2] Statistisches Bundesamt (2025): Bedeutung der energieintensiven Industriezweige in Deutschland. Übersicht. Stand: 09.10.2025.
[3] Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (31.05.2025): Entwicklung des Stromverbrauchs nach Verbrauchern. Grafik.
[4] Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (2025): Dossier: Strompreise. Überblick. Stand: 09.10.2025.
[5] Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (2025): Energieverbrauch* in Deutschland im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2006 bis 2023. Grafik. Statista.
[6] Bundesnetzagentur (2016): Genehmigung des Szenariorahmens für die Netzentwicklungspläne Strom 2017-2030.
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln gGmbH (EWI) (06.01.2020): EWI-Analyse: Deutschland verfehlt das 65-Prozent-Ziel voraussichtlich. Analyse.
[II] AG Energiebilanzen e.V. (2024): Bruttostromerzeugung in Deutschland nach Energieträgern. PDF.
[III] Deutscher Bundestag (02.05.2022): Entwurf eines Gesetzes zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor. PDF des Gesetzentwurfes.
[IV] Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln gGmbH (EWI) und BET Consulting GmbH (2025): Energiewende. Effizient. Machen. Monitoringbericht zum Start der 21. Legislaturperiode. Gutachten. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Prof. Dr. Patrick Jochem
Abteilungsleitung Energiesystemanalyse, Institut für Vernetzte Energiesysteme, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Stuttgart, und apl. Professor am Institut für Industriebetriebswirtschaftslehre und Industrielle Produktion (IIP), Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Dr. Thomas Schöb
Leiter der Forschungsgruppe „Energy Systems Transformation“, Forschungszentrum Jülich GmbH (FZJ)
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
„Es bestehen keine Interessenkonflikte.“
Leonhard Gandhi
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Energy Systems and Energy Economics, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
„Es liegen auf meiner Seite keine Interessenkonflikte vor.“